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Archäologische Vitrine Elisengarten

Let's Do the Time Warp Again -
Wie baut man auf archäologischen Funden?

Typologie Ausstellung Ort Aachen Bauvolumen BGF 160 m² Bauherr Stadt Aachen unterstützt von DSA – Daten- und Systemtechnik GmbH Realisierung 2012-2013 Wettbewerb 2009 – 1. Preis Auszeichnungen Auszeichnung guter Bauten BDA Aachen 2014, German Design Award, Architekturpreis NRW 2015, Preis des deutschen Stahlbaus 2014, Nike ‚Symbolik‘ 2016 – Shortlist

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Foto Jens Kirchner

#Einhausung für die im Elisengarten entdeckten Funde aus rund 5000 Jahren Siedlungsgeschichte als eines von fünf ‚Archäologischen Fenstern‘ in der Stadt Aachen.

In bewusster Abgrenzung von den im städtischen Kontext üblichen gläsernen Vitrinen umhüllt eine offene Edelstahlkonstruktion den notwendigen klimatischen Raumabschluss. Es entsteht eine spannungsreiche Zwischenzone, die offen zur umgebenden Gartenanlage zum Verweilen und zur Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte einlädt.

 

Ausgrabungen im Elisengarten Aachen

Bei umfangreichen archäologischen Grabungen wurde hier Erstaunliches entdeckt: Funde aus der Jungsteinzeit (4700 v.Chr.) bis zum Hoch- und Spätmittelalter (ca. 910-1500) sind Zeugnis für alle wesentlichen Perioden der Aachener Siedlungsgeschichte seit der Zeit um Christi Geburt bis heute.

Foto Jens Kirchner

Die Besonderheit der Fundstelle im Elisengarten liegt in der Schichtung von verschiedenen Siedlungsstrukturen aus mehreren Epochen der Aachener Stadtgeschichte. Diese außergewöhnliche Überlagerung wird in der Gestaltung der Pavillonhülle aufgegriffen:
Die äußere Hülle besteht aus zwei Schichten sich diagonal überlagernder Edelstahlprofile. Der Zwischenraum zwischen dieser offenen Hülle und der eigentlichen gläsernen Einhausung der Fundstelle lädt den Besucher ein, vom Weg durch den Park abzuschweifen und so die archäologischen Funde zu erkunden. Die transparente und reduzierte Konstruktion entspricht dabei nicht nur den Erfordernissen des Bauens auf dem Grabungsfeld und den klimatischen Anforderungen der Fundstelle. Sie ermöglicht auch die behutsame Integration des Baukörpers in eine der beliebtesten Parkanlagen Aachens.
Der Pavillon macht die historischen Wurzeln Aachens als gezielte bauliche Intervention im städtischen Raum sichtbar. Er fügt sich als ergänzender Baustein in die Reihe der Archäologischen Fenster und bildet eine weitere Station der ‚Route Charlemagne‘, die auf den Spuren Karls des Großen zu den historisch bedeutenden Orten der Stadt führt.

Es entsteht eine spannungsreiche Zwischenzone, die offen zur umgebenden Gartenanlage zum Verweilen und zur Auseinandersetzung mit der Stadtgeschichte einlädt – ein kontemplativer Ort inmitten der städtischen Betriebsamkeit.

Die äußere Hülle besteht aus zwei hintereinander liegenden Schichten filigraner Flachstahllamellen, die sich diagonal überlagern. Die eigentliche Vitrine bildet als gläserne Einhausung die zweite Schicht.

Foto Jens Kirchner

Die Vitrine ermöglicht unterschiedliche Blickwinkel auf die Ausgrabungsstelle, reguliert die natürliche Belüftung und schützt die Ausgrabungen. Gleichzeitig dient sie als Informationsträger: eine umlaufende Zeitleiste, ein Lageplan sowie kompakte, übersichtliche Illustrationen zu den gefundenen Strukturen und Artefakten (aufgedruckt auf eine leicht durchscheinende Folie) informieren den Besucher, ohne den Blick auf die Fundstelle unnötig zu verstellen.

Eine große konstruktive Herausforderung lag darin, die Lasten ohne Beeinträchtigung der Ausgrabungsstelle abzutragen. Die Stahlkonstruktion wird über 32 Bohrpfähle (GEWI-Mikropfahl) gegründet. Ein Bodenrost aus HEB-Trägern liegt auf diesen Bohrpfählen auf. Die auf dem Rost aufliegende Trapezblechschale wurde ausbetoniert und anschließend mit Gussasphalt versehen. Die Außenhülle des Pavillons ist nicht nur das wesentliche, gestaltprägende Element des Entwurfes, sie ist auch die statisch wirksame Struktur für den stützenfreien Pavillon. Sie ist aus lasergeschnittenen Flachstahllamellen aus Duplex-Stahl gefertigt. Mit einem Querschnitt von 50x15mm sind diese diagonal miteinander verschränkt und in den Knotenpunkten miteinander verschweißt.

Die Ausgrabungen im Elisengarten
Foto DSA GmbH

Die Archäologische Vitrine zeigt sehr deutlich, welche große Bedeutung ein kleiner Eingriff für die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt entwickeln kann. Die Besucherströme im Grabungszelt, zahlreiche Schaulustige während der Bauarbeiten und die großen Besucherzahlen seit der Fertigstellung dokumentieren das große Interesse der Bevölkerung an der Geschichte ihrer Stadt. Eine besondere Form des Kultursponsorings zeigt das bürgerschaftliche Engagement eines Aachener Unternehmers, das den Bau der Archäologischen Vitrine finanziell großzügig unterstützt und dadurch überhaupt ermöglicht hat. Als die Stadt Aachen ihren Anteil an dem größtenteils vom Land finanzierten Projekt nicht aufbringen konnte, hat die Firma DSA (ein Hersteller von Datenlesegeräten für die Automobilindustrie), mit ihrer Spende den städtischen Anteil an der Finanzierung übernommen und zusätzlich die Medienplanung finanziert.

18. April 2013
Die Archäologische Vitrine ist eröffnet!