Typologie Urbanes Stadtquartier Bauvolumen Planungsgebiet 4,8 ha, 103.000 qm BGF Bauherr:in P+B Group Architekt:in kadawittfeldarchitektur Realisierung geplant für 2032 Auszeichnungen Vorzertifikat DGNB Platin Stadtquartier, KlimaQuartier.NRW
Typologie Urbanes Stadtquartier Bauvolumen Planungsgebiet 4,8 ha, 103.000 qm BGF Bauherr:in P+B Group Architekt:in kadawittfeldarchitektur Realisierung geplant für 2032 Auszeichnungen Vorzertifikat DGNB Platin Stadtquartier, KlimaQuartier.NRW
BRIEF Quartiersentwicklung auf einer Konversionsfläche im Herzen der Stadt Neuss mit einer Gesamtfläche von ca. 85.000 qm
ADDED VALUE Anstatt unversiegelte Flächen zu bebauen, werden brachliegende Industrieflächen zu einem ressourcenschonenden, nachhaltigen und gemischt genutzten Quartier revitalisiert.
Auf dem Areal der ehemaligen Rheinischen Schrauben- und Mutterfabrik Bauer & Schaurte entsteht als Konversionsprojekt ein urbanes, gemischt genutztes Quartier, das hohe Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllt. Es schließt eine Lücke im Stadtgefüge und wandelt eine unzugängliche Brache in ein lebendiges, nachbarschaftliches und barrierearmes Quartier. Dem städtischen Plan folgend, vernetzt ein verbindender Grünraum Stadtteile, schafft neue Wege und Begegnungsorte. Zwei zuvor industriell genutzte Bestandsgebäude, die sogenannte Kathedrale und das Kesselhaus, werden revitalisiert, umgenutzt und zum identitätsstiftenden Quartiersmittelpunkt.
Realisiert wird ein Mix aus Wohnen, Gastronomie, Büro, Hotel, Nahversorgung, Einzelhandel, Kindergarten, Hotel, Boardinghouse, Kultur, Co-Working, gemeinschaftliche Nutzungen, sowie eine Fahrradwerkstatt.
Neben sozialen Aspekten verfolgt das Projekt ökologische Ziele: zirkuläres Bauen, Re-Use, Klima-Resilienz, erneuerbare Energien, Wasserkreislauf, Maximierung von Bepflanzung, Biodiversitätssteigerung und EU-Taxonomie-Konformität. Ein Glasfaser-Loop sorgt für Vernetzung, ermöglicht umfassendes Monitoring und Teilhabe.
Die Planung erfolgt BIM-basiert (Level 3), mit Gebäuderessourcenpass und nach QNG-Plus. Neuland Neuss wurde mit dem Vorzertifikat DGNB Platin Quartier und als Klima.Quartier.NRW ausgezeichnet.
„Natur, Mensch, Klima, Energie, Wasser, Mobilität, Material auf Quartiersebene denken.“
Jasna Moritz
Städtebaulicher Wettbewerb
Basierend auf dem Siegerentwurf des städtebaulichen Wettbewerbs von Konrath und Wennemar aus dem Jahr 2018 haben wir den Städtebau und die Architektur umfassend weiterentwickelt.
Auf der insgesamt 6,5 ha großen Konversionsfläche entsteht aufgeteilt auf 10 Baufelder ein neues Quartier für 1.500 Menschen mit einem breiten Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Nahversorgung, sozialen Einrichtungen, Kitas, Gastronomie, Kultur, Co-Working und Hotel abbilden. Das Westquartier mit 4,8 ha befindet sich im Besitz der P+B Group und ist Gegenstand der Planung. Der östliche Teil gehört der Acument Global Technologies GmbH & Co. OHG und wird aktuell nicht beplant.
Ziel der Planung ist ein vielfältiges, durchmischtes, nachhaltiges Quartier
Die„Grüne Furth“ mit dem Quartiersplatz, der „Kathedrale“ und dem „Kesselhaus“ bildet das Herz des neuen Quartiers. Gemeinschaftsräume und -angebote sind hier verorte, und als üppig begrünte Achse ist sie in das überregionale Radwegenetz eingebunden.
Multikriterielle Nachhaltigkeitsziele
Das Quartier ist sozial, ökologisch nachhaltig und „urenkelfähig“ geplant. Mit „urenkelfähig“ ist verantwortungsvolles Planen, umweltschonendes Bauen, mit einem Blick auf die Bedürfnisse der Menschen der heutigen und künftiger Generationen unter Berücksichtigung der Belange von Stadt und Umwelt gemeint.
Nutzungsmix auf Stadtebene
Kitas, Gemeinschaftsangebote, ein Nahversorger, Einzelhandel und Gastronomie, ein Apartment-Hotel, Co-Working-Angebote, Wohn-Arbeitseinheiten, eine Fahrradwerkstatt und kulturelle Angebote sorgen für ein Quartier der kurzen Wege und Zugehörigkeit. Ein Quartiersmanagement und eine eigene Quartiers-App unterstützen den gemeinschaftlichen Anspruch.
Soziale Ziele
Es entstehen insgesamt 450 Wohnungen mit einer Balance aus gefördertem und freifinanziertem Wohnungsbau, Miet- und Eigentumswohnungen für alle Generationen und einer sozialen Durchmischung (Förderquote von 33% n. BGF). Realisiert wird ein großes Spektrum an Wohnformen, von Geschosswohnungsbau über Atelierhäuser, Townhouses, über solche, die eine Kombination von Wohnen und Arbeiten ermöglichen bis zu Senioren- und Studentenwohnen. Besonderes Augenmerk liegt auf kompakten Grundrissen und einer hohen Flächeneffizienz.
Das Quartier ist altengerecht, barrierearm bis barrierefrei, gestaltet und wird durch ein aktives Quartiersmanagement begleitet, das Teilhabe und Gemeinschaft fördert.
Ökologische Ziele
Die Planung orientiert sich an den Anforderungen von Artikel 9 der EU-Taxonomie und fördert Klimaresilienz durch Gebäudebegrünung, ein intelligentes Wasserkreislaufsystem und den Einsatz erneuerbarer Energien. Ein quartierübergreifendes TGA-Konzept sorgt für effiziente Energie- und Ressourcennutzung.
Die Energieversorgung erfolgt CO2-neutral durch nicht fossile Energieträger wie Erdwärme und Photovoltaik. Zudem sorgen eine gute Durchlüftung, Dach- und Fassadenbegrünungen und Regenwassermanagement für eine gute Klimaanpassung des Quartiers. Die Bauweise folgt dem Prinzip des zirkulären und CO2-reduzierten Bauens.
Das Quartier wurde bereits als KlimaQuartier.NRW ausgezeichnet und mit DGNB Platin vorzertifiziert. Für die Gebäude ist ebenfalls DGNB Platin angestrebt.
EU-Taxonomie Konformität mit Umweltziel Klimaschutz
QNG Plus
Effizienzhaus NH 40
Schwammstadt & Regenwassermangement
Das Quartier ist nach dem Schwammstadtprinzip geplant: Regenwasser versickert vor Ort, Retentionsdächer, Kiesrigolen in den Innenhöfen und Regen-Rückhaltemulden an den Quartierswegen sowie die Grüne Furth speichern das Wasser und sorgen für Verdunstungskühlung.
Re-Use von Bauteilen und Baustoffen
Zirkuläres Bauen, Re-Use von Baumaterialien und Bauteilen sowie ein konsequenter Materialpass sichern eine positive Ökobilanz über den gesamten Lebenszyklus hinweg.
Mobilitätskonzept und Autofreies Quartier
Schon aufgrund seiner zentralen Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hauptbahnhof ist das Quartier hervorragend an den ÖPNV angebunden. Mit dem Quartier sollen nicht nur Wohnungen für die rund 160.000 Einwohner:innen zählende Stadt Neuss geschaffen werden, sondern auch für die besonders nachgefragte Landeshauptstadt sowie die Kölner Domstadt.
Im Inneren des Quartiers sorgt ein ganzheitlich durchdachtes Mobilitätskonzept für maximale Flexibilität: Mobility Hubs mit E-Car-, E-Bike- und Lastenrad-Sharing, Fahrradwerkstätten sowie begrünte Wege für Rad- und Fußverkehr fördern eine nachhaltige und bewegliche Mobilität. Der ruhende Verkehr wird in zentralen Quartiersgaragen gebündelt, wodurch das Stadtquartier weitgehend autoarm bleibt. Die exzellente Anbindung an den ÖPNV sowie vielfältige Sharing-Angebote ermöglichen ein bewusst reduziertes und bedarfsgerechtes Stellplatzkonzept.
Realisiert wird ein autofreies Quartier mit einer Tiefgarage, rd. 2.200 dezentralen Fahrradstellplätzen und zwei Mobilitätsstationen mit zwölf Leihrädern, vier davon sind Lastenräder, und zehn E-Scootern. Durch die Nähe zum Hauptbahnhof ist das Quartier zudem hervorragend an den ÖPNV angebunden.
„Gute Grundlagen sind unverzichtbar.“
Tim Danner
Verkehrsberuhigte öffentliche Wege und Grünflächen sorgen für eine besondere Atmosphäre im Quartier und laden die Bewohnenden zum Flanieren und Pausieren ein.
Das Hotel hat 240 Betten, liegt am Quartierseingang und bildet mit seinen sieben Geschossen einen der Hochpunkte im Quartier.
Freiraumgestaltung
36% Grünfläche sind entsiegelt und schaffen die Grundlage für Biodiversität. Dieser hohe Grünflächenanteil wird erreicht über viel Grün in der gemeinschaftlichen Quartiersmitte an der Grünen Furth und innerhalb der Erschließungsräume.
Mittels Mikroklimaanalyse werden Pflanzungen gezielt gegen Hitzeinseln eingesetzt. Durch den Einsatz extensiver Staudenbepflanzungen und Arten aus Ruderalflora in NRW und Sukzessionsstandorten ist die Bepflanzung klimaresilient, pflegeextensiv und nachhaltig. Eingesetzte Materialien im Außenraum folgen dem Re-Use-Gedanken.
Der Grünflächenanteil innerhalb der Quartierswege wird unter anderem über gebäudebegleitende Kantzonen erreicht. Diese können von den Bewohnenden gepflegt werden.
Auch das Rankgrün an den außenliegenden Balkonen leistet – neben der Qualitätssteigerung für die Bewohnenden – einen Beitrag zur Kühlung und Feinstabubindung im Quartier.
Qualifizierungsverfahren
Drei Teams / Drei Konzepte
Ein früher Schulterschluss und die enge Zusammenarbeit im Rahmen eines mehrstufigen Qualifizierungsverfahrens zwischen Stadt, Gestaltungsbeirat, Bauherrin, Planungsteam und Baupartner:innen sichern die ganzheitliche Entwicklung des vielseitig ambitionierten Quartiers.
Im Sinne der Heterogenität und Vielfalt entwickelten drei Planungsteams in der frühen Konzeptions- oder Vorentwurfsphase parallel drei unterschiedliche gestalterische Prinzipien, basierend auf dem Masterplan von Konrath Wennemar und Studio grüngrau. In Abstimmung mit dem Gestaltungsbeirat der Stadt wurden zwei Varianten ausgewählt, die in der weiteren Planung konkretisiert wurden.
Dabei ist ein umfänglicher Gestaltungskatalog entstanden, der verschiedene Aspekte zu grunde legt: Sogenannte ‚Besondere Häuser‘ werden aufgrund ihrer Lage akzentuiert. ‚Verbindende Häuser‘ rhythmisieren die sechs Baufelder und schaffen urbane und visuelle Vielfalt. Die differenzierte Stadtebene vernetzt Privat mit Öffentlich, Wohn- mit Stadtraum, soziale Nahversorgung mit kulturellem Angebot.
In mehreren Präsentationen wurde die Planung eng mit der Stadt und dem Gestaltungsbeirat abgestimmt. Hier im „Gare du Nord“ in Neuss.
Variante A – Plastizität
Variante B – Stadtsilhouette
Variante C – Industriekultur
Aus den drei bearbeiteten Varianten wurden die Konzepte ‚Stadtsilhouette‘ und ‚Industriekultur‘ weiterverfolgt und zur Basis für den Gestaltungskanon ‚Neuland Neuss‘.
Gebäude- und Fassadentypologien
Bauten mit besonderen Nutzungen sowie solche an herausgehobenen Standorten und die Bestandsbauten setzen städtebauliche Akzente und strukturieren das Quartier. Mit ihren Fassadenmaterialien, ihrer Farbigkeit und Dachform unterscheiden sie sich von den übrigen Bauten, die mit ihren hellen Fassadenfarben und schlichteren Kubaturen den Grundton des Quartiers bestimmen.
Städtebauliche Akzente =
Ort + Dachform + Material + Farbe
Verbindende Häuser =
leichtes Material + helle Farben + ruhige Form
1 Quartiersauftakt 2 Mansardenhaus 3 Industriekultur 4 Haus am Platz 5 Dachform des Stadtbausteins
Mehrparteienhäuser
1 Holzfassade 2 Metallfassade & Teilbegrünung 3 Staffelung 4 Stadtbaustein 5 Kindergarten 6 Townhaus
7 Quartiersgarage
Im Rahmen des Qualifizierungsverfahrens näherten sich die drei Teams über Skizzen von stadträumlichen Situationen, Quartierswegen und -plätzen an eine Definition gestalterischer Prinzipien an.
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