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Bischöfliches Generalvikariat

Midsize. Inmitten der Stadt.

Typologie Büro Bauvolumen BGF 5.200 m², BRI 21.390 m³ Bauherr Bistum Aachen Architekt kadawittfeldarchitektur Realisierung 2016–2019 Wettbewerb 1. Preis 2015 Auszeichnungen Deutscher Naturstein-Preis 2022

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# Sanierung und Neustrukturierung des Aachener Generalvikariats

Neben der energetischen Überholung der in die Jahre gekommenen Gebäudestruktur gelingt es durch die Neugestaltung der Fassade das Generalvikariat in eine Identität stiftende Einheit zu verwandeln, die als ‚Ort der Kirche‘ wahrnehmbar ist.

Foto Andreas Horsky

Das Bischöfliche Generalvikariat im Aachener Domviertel erforderte mit seiner Gebäudestruktur aus den späten 1950er Jahren eine umfassende Sanierung und Neustrukturierung. Mit der Umstrukturierung der Büroräume und der neuen Fassadengestaltung gelang es, die Bausubstanz nach zeitgemäßen Standards energetisch zu ertüchtigen, während die ursprüngliche Ensemble-Struktur lesbar bleibt. Die neue Fassade reagiert auf die besondere stadtbildprägende Lage des Gebäudes und fügt sich harmonisch ins Domviertel ein.
Ein Band aus Säulen umschließt das Sockelgeschoss und vervollständigt als Kolonnade die bis dato undefinierte Flanke des Gebäudekomplexes zum Klosterplatz. Durch ihre eigene Materialität aus matt schimmernden hellbronzefarbenen Aluminiumpaneelen, farblich angepasst an die Farbgebung des hellen Natursteins des Sockels, sind die Kolonnaden als zeitgenössische Einfügungen erkennbar.
Hauptaugenmerk der Umbaumaßnahmen lag auf dem sensiblen Umgang mit dem Bestand und dem schonenden Umgang mit Ressourcen. So wurde durch die Bewahrung eines Großteils der Substanz die benötigte Primärenergie verringert, und zugleich wurde deutlich der vorgeschriebene Energieverbrauchswert für Umbauten und selbst derjenige für Neubauten unterschritten.

Im Zusammenspiel von Säulen und Höfen wird ein attraktiver Eingang mit neuer Adresse zum Klosterplatz geschaffen. Das zweigeschossige in den Hof erweiterte Foyer mit Café erhält einen Außenbereich mit Sitzstufen.

Zustand vor dem Umbau
Foto Andreas Horsky

Die neue Fassade ist nicht nur klimatechnisch optimierte Hülle, sondern einendes Element, das den kirchlichen Charakter unterstreicht. Statt des vormals unscharfen Verhältnisses der Baukörper fasst der Entwurf die beiden unteren Etagen, dem konstruktiven Skelett folgend, durch geschossübergreifende Pilaster zusammen. Heller Sandstein betont die Vertikalen, während die Brüstungsfelder in dunklerem Granit zurückspringen. Es entsteht ein großzügiger Sockel, der die Gebäudeflügel zusammenführt und sich als Kolonnaden an den vormals offenen Höfen fortsetzt. Wie L-förmige „Tische“ fügen sie sich ein und stellen Bezüge zum sanierten Flugdach des Turms sowie zum Vordach der 2011 von Hahn Helten Architektur erneuerten Dominformation her.

Ansicht Süd
Foto Andreas Horsky

Die Natursteinbekleidung wurde mit einem Jurakalkstein aus mitteleuropäischem Steinbruch erstellt.

Foto Andreas Horsky

Das Material wechselt kaum merklich von Stein zu bronzefarbenem Aluminium; der Rhythmus der Pfeiler weitet sich gerade so weit auf, dass die Zugänglichkeit der Höfe betont wird.
Während die Pergola im westlichen Hof die dortigen Baukörper regengeschützt verbindet, verwandelt sich der Eingangshof in einen klosterhofähnlichen Vorbereich, der ein klares Verhältnis zum städtischen Platz davor herstellt.

Grundriss Erdgeschoss
Foto Andreas Horsky

Der Eingangshof, zusätzlich durch einige Sitzstufen eingehegt, ist als ruhiger Pausenhof und für Veranstaltungen nutzbar.

Foto Andreas Horsky

Das Foyer erhielt, einzige weitere Ergänzung, eine zwei Geschosse hohe gläserne Erweiterung. Die lichte Cafézone lässt den Hof hereintreten und bildet so den Auftakt neugeordneter räumlicher Bezüge auch im Inneren. Wichtiges Element ist eine neue, zentrale Besprechungszone im ersten Stock, von der aus der Blick zurück ins Foyer geht.

Foto Andreas Horsky

Gleich linker Hand am Eingang wurde die Kapelle neu platziert. Während in der Hoffassade ein Steinrelief die kirchliche Funktion markiert, schaffen innen schmale Fenster, Naturstein und eine schützende Wand aus Massivholz einen sakralen Ort. Kontemplatives Zentrum bildet nach einer Konzeption von Michael Scholz, Architekt des Bistums Aachen, eine hölzerne Marienskulptur mit Kind aus dem 15. Jahrhundert.

Christa Reicher, Professorin für Städtebau und Vorsitzende des Gestaltungsbeirats der Stadt, im Interview über die Potentiale Aachens und die Relation zwischen Architektur und Stadt: im Newspaper No. 20 ‚MIDSIZE‘.

Lage in unmittelbarer Nähe zum UNESCO-Weltkulturerbe Aachener Dom
Panoramablick über Aachen von der Terrasse unter dem Flugdach | Foto Andreas Horsky