BRIEF Wohnungsbau im Münchener Norden mit 104 Wohneinheiten | ADDED VALUE In Ergänzung zu den Wohnflächen entstehen hochwertige Außenräume, die zum Verweilen einladen und die Kommunikation unter der Bewohnerschaft fördern.
Typologie Wohnen Bauvolumen BGF 10.000m², 104 Wohneinheiten zzgl- Gemeinschafts- und Gewerbeflächen Bauherr Progeno Architektur kadawittfeldarchitektur Wettbewerb 2. Preis – 2023, 1. Preis im Verhandlungsverfahren
BRIEF Wohnungsbau im Münchener Norden mit 104 Wohneinheiten | ADDED VALUE In Ergänzung zu den Wohnflächen entstehen hochwertige Außenräume, die zum Verweilen einladen und die Kommunikation unter der Bewohnerschaft fördern.
NEUFREIMANN, MÜNCHEN | GERMANY Am Gelände der ehemaligen Bayern-Kaserne in Neufreimann entsteht ein neues, urbanes Wohnquartier. Direkt am neuen „Stadtpark“ gelegen befindet sich das Baufeld WA 11 West an der Ringstraße Süd und einem Grünboulevard.
Der 7 bis 9-geschossige Neubaukomplex besteht aus drei Riegeln, die einen innenliegenden, begrünten Hof umschließen. Im Erdgeschoss am Stadtpark gibt es neben Gewerbeflächen und einem Café auch gemeinschaftlich nutzbare Gästeappartements, einen Waschsalon und einen Co-Working Space. In den darüber liegenden Wohnetagen sind 104 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe angeordnet, die von reich begrünten Gemeinschafts-Dachterrassen abgeschlossen werden.
Städtebauliche Leitidee
Unter Berücksichtigung der Grundstücksteilung des Baublocks in zwei L-förmige Baukörper weist der westliche Progeno-Bauteil am Stadtpark im Wesentlichen 7 Geschosse (max. Höhe 21,95 m) auf. Stadtparkseitig sind zusätzlich Maisonettewohnungen angeordnet, so dass sich an exponierter Stelle eine verträgliche Höhenstaffelung mit 9 Geschossen ergibt. Um dem Anspruch eines freundlichen, einladenden und offenen Hauses gerecht zu werden, erhält der Neubau an zwei Stellen über alle Geschosse sichtbare Fugen, die das Blockinnere nach außen tragen.
Die innenseitige Erschließung des Gebäudes über Laubengänge wird an zwei „Öffnungen“ am Stadtpark und am Grünboulevard mithilfe von „Kommunikationsdecks“ für Bewohner:innen sichtbar gemacht. Natürliche Belichtung, bessere Orientierung und optimierte Belüftung des Innenhofes sind gute Gründe, den Block in dieser Form zu öffnen.
Im Süden an der Ringstraße sitzt die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage. Über zwei barrierefreie Zugänge mit Erschließungskernen gelangt man von außen (gesichert) – in den Fugen- am Stadtpark und am Grünboulevard in den Hof, zu den Gemeinschaftsflächen, Gästeappartements, zum Waschsalon, zum Co-Working Space und in die Wohnetagen. Eine Fahrradrampe führt am Grünboulevard im Norden in die Tiefgarage. Die Gewerbeflächen sowie ein Café am Stadtpark liegen auf Straßenniveau, während der Hof und die innenliegenden Gemeinschafts- Bereiche etwa 50cm höher liegen.
Außenanlagen
Die Gestaltung der Außenanlagen ist so angelegt, dass ein hoher Grünanteil und Baumpflanzungen möglich sind, um den Bewohnern im Innenhof eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität im Grünen zu ermöglichen. Im Zentrum des Innenhofes befindet sich inmitten eines kleinen Baumhains eine Veranstaltungsterrasse. Diese ist für die Bewohner zugänglich und lädt zum gemeinsamen Verweilen ein. Denkbar ist hier die Installation eines Grillplatzes oder einer Außenküche. Weitere Terrassen entlang der Gemeinschaftsräume bieten den Nutzern:innen die Möglichkeit, bei Bedarf die dort stattfindenden Aktivitäten von den Innenräumen nach außen zu verlagern.
Die Dächer werden stark in die Freiraumplanung integriert. Das südliche und das nordöstliche Dach werden für die Bewohner:innen zugänglich gemacht und bieten Platz für Urban Farming, einen Naturspielplatz und eine großzügige Dachterrasse für Partys oder Yogastunden. Das nordwestliche Dach erhält eine extensive Dachbegrünung mit PV-Anlagen.
Ein Nadelbaum dominiert die grüne Mitte und sorgt in Kombination mit Unterpflanzungen von Stauden, Gräsern und dem Wasserbecken für ein angenehmes Mikroklima. Im westlichen Bereich werden Obstbäume verpflanzt unter denen polygonale Holzmöbel ihren Platz finden und ebenfalls zum Entspannen im Freien einladen. Für die jüngeren Bewohner:innen gibt es in der grünen Gasse eine Naturspielplatz, sowie Hängematten zum Entspannen. Die kleinen privaten Gärten vor den Häusern, werden mit einer intensiven Bepflanzung und Hecken von dem Fußweg der Gasse weich separiert. Zwischen dem Aktivband und dem Fußweg, wird ein ca. 2m breiter Fahrradweg angelegt, der das Quartier von Norden nach Süden miteinander verbindet.
Der Boulevard bietet dem Handel und der Gastronomie ausreichend Platz für Außenbestuhlung. Die Außenflächen der Geschäfte werden durch Beleuchtung, Baumbeete und Belagswechsel vom Boulevard abgegrenzt. Zusätzlich zu den Bäumen sorgen mobile Hochbeete für mehr Grün im Straßenraum. Unter den Bäumen entlang des Boulevards finden Sitzbänke und Fahrradständer ihren Platz.
Fassade
Die Außenfassaden des Neubaus spiegeln die Holzmodulbauweise und den vielfältigen Wohnungsmix des Gebäudes wider. Ein bis drei 3,75 m breite Module bilden durch Schattenfugen getrennte „Boxen“ mit Lochfassaden, deren Keramik- oder Metallpaneelverkleidung abwechselnd horizontal oder vertikal geriffelt ist. Dadurch erhält die Gebäudehülle eine angenehme Struktur und wirkt nahbar. Innerhalb der geschlossenen Paneele, die gleichzeitig als Absturzsicherung dienen, erhalten die Loggien durch das Zurückspringen der Glasfassaden eine hohe Plastizität.
Im Bereich der Maisonettewohnungen verlaufen die Paneele über zwei Geschosse, um die „Spitze“ des Riegels zu betonen. Im Kontrast zu den Wohngeschossen steht das Erdgeschoss aus einem R-Beton-„Tisch“. Seine Pfosten-Riegel-Fassade für die Gewerbeflächen hebt sich deutlich ab. Die hofseitigen Fassaden sind mit einer Holzfassade verkleidet, die dem begrünten Innenraum eine hohe Intimität und ein angenehmes Klima verleiht. Zudem harmoniert das Holz hervorragend mit der Bepflanzung in den Laubengängen.
Die Absturzsicherungen an den Laubengängen bestehen aus Metallnetzen, die auch als Rankhilfen für Kletterpflanzen dienen können. Insgesamt verleihen die Netze den „Brücken“ im Hof eine gewisse Leichtigkeit.
Nachhaltigkeit
Die Stadt München hat sich mit „Klimaneutralität bis 2035“ ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Ein zentraler Baustein ist eine effiziente Gebäudehülle mit entsprechendem Verglasungsanteil, um den Heizwärmebedarf des Gebäudes so weit zu reduzieren, dass der verbleibende Energiebedarf CO2-neutral durch regenerative Energien gedeckt werden kann. Ein angenehmes Mikroklima im und am Gebäude ist ein Qualitätsmerkmal und fördert das Wohlbefinden. Außenliegende Sonnenschutzelemente und Auskragungen sowie begrünte Fassadenflächen beugen einer sommerlichen Überhitzung des Gebäudes vor.
Die modulare Holzbauweise und die Vorfertigung im Werk reduzieren die Lärm- und Staubbelastung auf der Baustelle, verkürzen nachweislich die Bauzeit und sichern die Rückbaufähigkeit. Darüber hinaus ermöglicht der hohe Detaillierungsgrad eine minimale Anzahl von Installationsschächten und eine einfache Leitungsführung. Das Sockelgeschoss sowie die unterirdischen Gebäudeteile werden in Stahlbetonbauweise mit einer CO2-reduzierten Betonrezeptur und der Verwendung von Recycling-Gesteinskörnung vorgeschlagen, um den ökologischen Fußabdruck und den Ressourcenverbrauch im Vergleich zu Normalbeton zu reduzieren. Ziel ist ein klimafreundlicher Neubau mit dem „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG).
Gezielte Einschnitte im Block führen zu einer Durchlüftung, die in Kombination mit einer grünen Infrastruktur einer Überhitzung der Stadt und der Bildung von Wärmeinseln entgegenwirkt. Gleichzeitig wirkt die Begrünung luftreinigend, schützt vor Lärm und bietet Tieren einen dauerhaften Lebensraum. Eine versickerungsfähige, unbefestigte Fläche im Innenhof ermöglicht eine klimaresiliente Bepflanzung mit tiefwurzelnden Bäumen und greift das Leitbild einer „Schwammstadt“ auf. Unterstützt durch eine Regenwasserzisterne trägt sie zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser bei.